Івасик

Am Rande eines ukrainischen Dorfes, wo die Wiesen in dichte Wälder übergingen, stand ein kleines Häuschen. Dort lebten ein hochgewachsener Mann mit grauen Haaren und seine liebevolle Frau. Ihr größter Wunsch war es, ein Kind zu haben, doch dieser Traum blieb ihnen verwehrt. Eines Tages hatte der Mann eine besondere Idee. Er suchte im Wald nach einem perfekten Lindenstück und begann daraus einen kleinen Jungen zu schnitzen. Seine Frau beobachtete ihn voller Hoffnung, wie er Tag für Tag liebevoll an der Holzfigur arbeitete. Mit zarten Pinselstrichen malte sie dem Holzjungen leuchtend blaue Augen und kastanienbraunes Haar. Als die Figur fertig war, geschah etwas Magisches: Im Mondlicht begann das Holz zu glühen, und plötzlich bewegte sich der kleine Junge! Er öffnete seine Augen, lächelte und sagte: "Mama? Papa?" Die Frau schloss ihn unter Freudentränen in ihre Arme, während der Mann ungläubig staunte. Sie nannten ihn Ivasyk, und obwohl er aus Holz war, bewegte er sich so anmutig wie ein echtes Kind. Von diesem Tag an erfüllte Kinderlachen ihr kleines Haus, und die beiden waren überglücklich, endlich eine richtige Familie zu sein.

Am Ufer des glitzernden Flusses saß Ivasik, der kleine Holzjunge, auf einem moosbedeckten Stein. Seine selbstgebastelte goldene Angelscheibe funkelte in der Morgensonne, während er geschickt nach Fischen angelte. Die hohen Weiden neigten sich sanft über das Wasser, und bunte Schmetterlinge tanzten zwischen den Wildblumen. Doch hinter den dunklen Bäumen lauerte eine unheimliche Gestalt. Baba Jaga, die böse Hexe mit ihrer langen Hakennase und dem zerlumpten schwarzen Gewand, beobachtete den kleinen Holzjungen mit gierigen Augen. Mit süßlicher Stimme rief sie: "Ivasik, komm näher ans Ufer! Ich habe köstliche Beeren für dich!" Aber der kluge Ivasik erinnerte sich an die Warnungen seiner Eltern. "Nein, danke", antwortete er höflich, "Mutter hat mir verboten, mit Fremden zu sprechen." Wütend versuchte Baba Jaga es wieder und wieder, doch Ivasik blieb standhaft. Als die Sonne unterging, packte er seine Angelscheibe ein und eilte nach Hause, wo seine besorgten Eltern schon warteten. "Sei vorsichtig, mein Sohn", mahnte seine Mutter beim Abendessen. "Es gibt gefährliche Wesen im Wald." Ivasik nickte verständnisvoll, während sein Vater stolz lächelte. Der kleine Holzjunge hatte heute eine wichtige Lektion gelernt: Vorsicht und Klugheit sind die besten Beschützer.